Kangoo-Blog:

statt wie gewohnt zu fünft mit Hund in den Urlaub, gibt’s jetzt ein Zwei-Mann-Wohnmobil

Nach dem Abitur wollte Lars eigentlich eine größere Urlaubstour machen. Letztlich kam es aber dann nicht zustande und so lungerte er mehr oder weniger planlos zuhause herum. Da die Ausleihe eines Wohnmobils (in den Sommermonaten sowieso) zu teuer ist, kamen wir irgendwann auf die Idee: für eine Tour mit seinem Bruder Nils, der nach seinem Ferienjob auch mal frische Luft gebrauchen könnte, wäre doch auch „Im-Auto-schlafen“ das volle Abenteuer.

Samstag 13.08.2016

Schnell fanden wir im Internet einige interessante Bilder von Kangoo-Umbauten. Ja, so ein Kangoo-Mobil wollten wir auch haben. Nach kurzer Planung, wir hatten 4,5 qm ausgerechnet, zogen wir zu einem ersten Preisvergleich los. Unsere erste Station war der Toom-Baumarkt. Dort stellten wir fest, dass einfaches Holz (OSB, MDF) sehr teuer und Multiplex quasi unbezahlbar ist. Die nächste Möglichkeit, der OBI-Baumarkt, lehrte uns: es geht noch teurer. Unser dritter Versuch führte uns zum Holz-Bolz in Vörstetten. Dort begrüßte uns ein Schild an der Einfahrt: „Wegen Betriebsferien geschlossen“. Unverrichteter Dinge fuhren wir enttäuscht nach Hause. Aber wir waren angefixt.

Im Keller fanden wir ein massives Brett von einem ehemaligen Kinderbett, das wunderbar als Rückbankschoner taugen sollte. Also die Stichsäge angeworfen und auf Maß gesägt und eine Ausfräsung auf jeder Seite, fertig.

Parallel dazu bei eBay eine 6 cm dicke Schaumstoffmatratze 120 x 200 bestellt. Erste Ausgabe: 28,50 EUR. Jetzt wird’s ernst.

Montag 15.08.2016

Am Montag fuhren wird dann doch zum Toom-Baumarkt, um in den sauren Apfel zu beißen. Kaum im Eingangsbereich durch die Schranke, hing dort ein Schild: „Säge defekt“. Auf Nachfrage hieß es: „Frühestens ab Mittwoch wieder möglich“.  Dann fiel mir der Holz-Schmidt in Malterdingen ein. Also rauf auf die Autobahn.  Doch noch vor Teningen plötzlich ein Stau, wir verloren wichtige Zeit. Irgendwie hatten wir das Gefühl: es soll wohl nicht sein.

Doch nach kurzem Stop-and-Go ging es dann doch weiter und wir kamen dank Navi gut am Baumarkt an: Nach einem netten Gespräch an der „Rezeption“ und mit dem Fachverkäufer in der Holzabteilung, war klar: hier schlagen wir zu. Doch vor dem Holzzuschnitt musste die Rechnung bezahlt werden.  Meine Karte rein: nix geht. Lars‘ Karte rein: geht auch nicht. „Dann überweise ich Ihnen den Rechnungsbetrag heute Nachmittag“ „Ach, Sie sind bereits Kunde bei uns“ „Nein“ „Dann scheidet diese Möglichkeit leider aus“. Wir sollten erstmal das Holz zusägen lassen und anschließend nochmal zum Bezahlen an die Kasse kommen. Vielleicht geht’s ja dann.

Also ab ins Lager, Holz zusägen lassen, alles im Auto verstaut, noch ein paar weitere Teile dazugekauft und wieder an die Kasse.  Jetzt ging auch das EC-Lesegerät und wir waren erleichtert.

Holz-Schmidt in Malterdingen können wir nur empfehlen. Die Preise waren viel günstiger als in den Fernseh-Baumärkten und die Mitarbeiter waren voll nett. Da gehen wir doch wieder mal hin.

 

Einkauf bei Holz-Schmidt in Malterdingen. Die ersten Teile rollen an. Kosten für’s Holz und ein paar Kleinteile (Zurrgurt und Seilspanner) 81,58 EUR

 

Dienstag 16.08.2016

Toom und ich werde wohl keine Freunde mehr. Aber der Reihe nach. Zu einem Wohnmobil gehören ja auch Vorhänge. Und Vorhänge müssen an einem Drahtseil befestigt werden. Und Drahtseile müssen auch irgendwie befestigt werden. Zum Glück haben die Renault Konstrukteure an der Heckklappe 4 Gewindelöcher gebohrt. Wofür ist unklar aber für uns ungeheuer praktisch. Dort sollen zwei Hakenschrauben hinein, in die man das vorhangführende Seil einhängen kann.

Den Baumarkt in nächster Entfernung aufgesucht und den freundlichen Mitarbeiter nach Hakenschrauben gefragt. Er suchte – wie wir – das Regal ab und meinte dann: „Sieht aus als gäbe es nur die Schrauben mit dem geschlossenen Kopf. Aber der Beschläge Koch, der zieht ihnen die einfach aus der Schublade“. „Ah, richtig. Beschläge Koch den kenne ich“. Ist der nicht auf Haid? Also nicht wie ins Auto, Navi angeworfen und auf die Haid gefahren. Doch bei Beschläge Koch ist nun ein Fitness Center. Stimmt, die sind doch mal umgezogen. Also dann nach Hochdorf – eigentlich nicht weit vom Toom entfernt – und unsere Bitte vorgebracht. „Wir brauchen zwei Hakenschrauben, M6 aber nicht zu lang“. Ein Blick in den hauseigenen Katalog der freundlichen Verkäuferin brachte die schlechte Nachricht. „Tut mir leid. Haben wir leider nicht“. Unverrichteter Dinge ziehen wir wieder ab. Auf dem Parkplatz sag‘ ich zu Lars: „ Also dann wieder zum Toom. Dann nehmen wir halt die viel zu langen geschlossenen Schrauben und ich säg‘ sie mir der Eisensäge zu“. Daraufhin Lars sehr treffend: „Warum kaufen wir sie denn nicht hier?“. Wieder rein zur „Beschläge-Köchin“ und die zwei Schrauben gekauft. Zum sensationell günstigen Preis von zusammen 96 Cent. Grüße an Toom.

  geschlossene Schraube und zu lang

 nach der Eisensägen-Aktion: so sollten sie eigentlich aussehen

 Haken im Kangoo-Chassis oberhalb der Heckklappe

Am Nachmittag machen wir einen Ausflug mit der ganzen Familie nach Allerheiligen (bei Oppenau). Wasserfall, Einkehr, Wanderweg mit toller Aussicht. Aber morgen müssen wir unbedingt mal am Kangoo-Mobil weiterkommen.

 

Mittwoch 17.08.16

Endlich mal ein Schafftag. Lars und ich leimen und schrauben was das Zeug hält und haben am Ende die Kiste im Kofferraum, die Balken als „Lattenrost“ und den umlaufende Seilzug für die Vorhänge geschafft. Eine Nachbarin hat uns ihre Stoffschere geliehen, damit wird die Vorhänge aus alten Leintüchern bzw. einem Kopfkissenbezug zurechtschneiden können.

  unser Tagwerk

… und abends noch in den IKEA.  Wir wollen Transportkisten kaufen, damit die Dinge, die man in unserem kleinen Wohnmobil mit sich führen muss, wie Zahnbürste oder Nutella, eine Wasserflasche oder Klamotten, beim Fahren nicht durch die Gegend rutschen und auch die Vorhänge aufgeräumt sind. Leider haben wir in den beiden Abteilen im Kofferraum ein ungewöhnliches Maß: 56 x 56 x 33 cm. Wir fanden nur zwei halbwegs passende, durchsichtige Aufbewahrungsboxen, die es fürs Erste aber tun. Auf dem Deckel allerdings hat man einen überdimensionalen Aufkleber angebracht. Der muss natürlich runter. Das hätte ich besser gelassen. Die obere Schicht geht zwar mehr oder weniger ab, aber die darunterliegende Klebeschicht bleibt drauf, ist unschön und klebrig. Ein Wasserbad brachte auf keine Besserung. Zum Föhnen ist es jetzt wohl zu spät außerdem könnte sich das Plastik verziehen. Ein Auftragen von ProWins Öko Orange macht aus dem durchsichtigen Deckel einen milchigen (greift wohl die Oberfläche zu sehr an).

Oh, wie mich das nervt. Eigentlich sollte man vom Verkaufspersonal vor dem Kauf verlangen, dass sie die Aufkleber rückstandslos entfernen oder als Käufer mit Kaufverzicht reagieren.

 Deckel mit großem, nicht zu entfernenden IKEA-Aufkleber

 Deckel, nach dem Versuch den Aufkleber zu entfernen (mit großflächigen Kleberückständen)

 

Donnerstag, 18.08.2016

Ein Tipp aus einem Verbraucher-Forum brachte letztendlich die Lösung: den Aufkleber zunächst in Wasser einweichen bis sich die Papierschicht ablöst. Die Papierschicht abtragen und den Kleber trocknen lassen. Dann den Kleber mit normalem Speiseöl bestreichen und über Nacht einweichen lassen. Am Morgen lässt sich dann der Kleber relativ gut entfernen. Exkurs Ende. Nun wieder zum Kangoo-Blog.

So, dann das Wichtigste zuerst: die Vorhänge. Den Stoff auf dem Küchentisch zurechtgeschnitten und die Aufhänger am Stoff befestigt. Im Auto wird das Drahtseil  mittels Karabiner an der Sonnenblendenhalterung befestigt, dann an den seitlichen Befestigungsschienen entlang geführt, an der Heckklappe an den beiden selbstgebauten Hakenschrauben eingehängt und in der Mitte gespannt. Danach wird der Stoff aufgehängt.

 schön zu sehen: der Drahtseilspanner an der Heckklappe

 an der Frontscheibe genügt ein vor außen anliegender Sonnenschutz aus Alu, dessen „Ohren“ in die Türen eingeklemmt werden.

 hat irgendwie die Optik einer Wäscheleine

 durch den trapezförmigen Innenraum (der Boden ist breiter als das Dach) wirkt der Innenraum noch kleiner als er ohnehin schon ist (1,20 m Breite für 2 Personen ist ziemlich ambitioniert, man könnte auch sagen: kuschelig)

Damit sind wir jetzt - sammamaal au ned - 100% zufrieden. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.

 

Freitag 19.08.2016

Die Kofferraumkiste hat eine Breite von 114 cm. Sie wurde so konzipiert, dass man sie direkt über die Ladekante rein- und wieder rausschieben kann. Die Matratze hat aber eine Breite von 120 cm. Also muss die Auflagefläche, sprich der Deckel, breiter als die Kiste werden, nämlich im optimalen Falle 120 cm. Dann lässt sich die Kiste aber nicht mehr rein- und rausschieben. Und kompliziert die ganze Kiste über die Rückbank hieven und dann über die Schiebetüren rein und raus: nein, das wollen wir auch nicht. Also werden in die Kiste Dübel eingeleimt, in die Deckplatte aber nur Löcher in ausreichender Tiefe gebohrt, so dass die Platte bei Bedarf „einrastet“ und optimal draufpasst. So kann die Platte beim Schlafen nicht verrutschen, die Kiste nach hinten herausgenommen und die Platte über die Rückbank und die Schiebetür abtransportiert werden. Ja, wir sind ziemlich stolz.

Hinten sitzen die Balken ja in den Ausfräsungen der Rückwand aber vorne wackelt’s noch. Deswegen wurde an dem Brett auf der Rücksitzbank Führungsleisten angebracht. Das funktioniert auch soweit. Um zu verhindern, dass die Balken in die Kiste rutschen, muss ein Stopper, eine kurze Modellbauleiste, unten am Ende eines jeden Balkens vor der Ausfräsung angebracht werden.

Damit das mittlere Brett sich beim Drauflegen nicht verschiebt, werden auch dort, links und rechts, Führungsschienen angebracht. Da war er wieder: der Stolz.

Aber als wir alle Bretter auf die Balken legen wollen um die gesamte Liegefläche mal zu sehen, fällt uns auf, dass das dritte Brett zum Fahrer- und Beifahrersitz hin, zu groß ist. Wir hatten 65 cm je Einlegebrett ausgerechnet aber was soll’s, es passt nicht. Absägen will ich es auf einer Breite von 120 cm aber nicht mit der Stichsäge. Nur mein Schwager hat eine Kreissäge, aber der fährt morgen um 04.30 Uhr in den Urlaub und jetzt ist es schon 20.30 Uhr. Lars und Mika beeilen sich und tatsächlich: er war gewillt uns das Brett zuzusägen. Da war er wieder weg: der Stolz.

Samstag 20.08.2016

Heute soll es fertig werden! Morgens mit Mika zur Baumarkt-Apotheke mit dem Doppel-O.

 Eine kleine Flasche Holzleim für 5,19 EUR.

Dazu noch Schrauben und eine Modellbauleiste und nix wie heim. Die Kassiererin kennt uns mittlerweile und fragt, ob wir denn eine Kundenkarte wollen. Wir lehnen dankend ab.

Nun werden an dem gekürzten, vorderen Brett ebenfalls Führungsleisten angebracht. Als wir dann alle Bretter zu einer Fläche aneinander legen fällt uns folgendes aus: Wenn man sich auf die Liegefläche legt, besteht die Gefahr, dass die Balken aus der Ausfräsung nach vorne herausrutschen. Außerdem gibt es zwischen dem hinteren und dem mittleren Brett einen unschönen Spalt. Ja, ja, die Hebelkräfte. Gut, dass wir einen Physikabiturienten in der Familie haben. Und nu …?

Zunächst werden die Balken in der Kiste mit zwei Dübeln fixiert, so dass sie nicht nach vorne rausrutschen können. Jetzt muss man den Deckel beim Einlegen der Balken zwar etwas anheben, bzw. zuerst die Balken reinlegen, dann den Deckel drauf machen, aber so können die Balken nun nicht mehr nach vorne rausrutschen.

Das Rückbankbrett mit den schönen Führungsleisten fällt wohl dem ersten Update zum Opfer. So geht das nicht! Es muss eine stabilere Konstruktion her: z.B. Ein U aus drei Balken, auf denen die vier Längsbalken aufliegen.

Also fahren Lars und Nils zum großen T um einen weiteren Balken zu kaufen.

 so soll es sein.

Am Nachmittag setzt Regen ein und wir beschließen, es für heute gut sein zu lassen.

 

Sonntag 21.08.2016

Damit die Konstruktion nicht umfallen kann, bzw. weil die Balken trotz fehlendem Rückbankbrett gerade laufen sollen, werden oben in den Querbalken Dübel eingesetzt, die dann in den Löchern in den Längsbalken verschwinden.

Anschließend werden die Bretter draufgelegt

 Weil sich die vorderen beiden Bretter beim Einstieg nicht auf der anderen Seite anheben dürfen, werden sie mit Hilfe von Spanngurten an den Längsbalken fixiert.

 Nun wird die Matratze draufgelegt und ein Spannbetttuch aufgezogen

 Mika kann es kaum erwarten …

 … jetzt mit Bettzeug … alleine ziemlich komfortabel

 … aber: es geht auch zu zweit.

 … die Vorhänge bleiben zunächst mal (Änderungen gibt’s dann im nächsten Update)

Kostenpunkt insgesamt: 130,00 EUR. Die Spritkosten allerdings nicht mitgerechnet ;-)


Die Ausfahrten (21.08. bis 24.08.)

Lars und Nils waren von Sonntag (21.08.) bis Dienstag (23.08.) in der Regio unterwegs, Mika und ich vom 23.08 auf den 24.08. Die Abfahrt war noch etwas hektisch, weil wir den Vorhang an den Heckklappe noch ändern wollten, was nicht funktioniert hat. Unser Ziel: der Kandel. Den Sonnenuntergang haben wir zwar verpasst, die Lichtverhältnisse waren aber trotzdem super.

 Ein Bilderbuch-Sommerabend: blauer Himmel, keine Wolke.

Aber: es wurde schnell dunkel und sehr windig. Die Gaslampe mit Echt-Feuer bekamen wir vor lauter Wind nicht zum Brennen. Also ab ins Mobil. Noch eine halbe Stunde mit der Innenraumbeleuchtung Mau-Mau gespielt und dann Schluss für heute.

Am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang zur Pyramide gelaufen und noch drei frühaufgestandene Fotografen getroffen.

 So ein Licht gibt es nur am Morgen

 Unser Stellplatz

 die Alpen in voller Länge und in Farbe

Nach dem Umbau vom Schlaf- zum Fahrmobil dann noch einen Abstecher in eine Bäckerei in St. Märgen gemacht um Schoki und Butterbrezel zu kaufen. Auf dem Bänkle bei unserer Schlittenpiste mit Blick auf den Feldberg dann gefrühstückt.

 jetzt wärmt auch die Sonne schon

Unser aller Fazit: das machen wir bald mal wieder!

 

Tja, denkste! Am Samstag, 3. September blieb der Kangoo in Göttingen auf der Rückfahrt von Hamburg mit gerissenem Zahnriemen liegen, Motorschaden. Bleibt nur noch der letzte Gang zum Verschrotter und uns die Erinnerung; schön war’s.

 

Fortsetzung folgt: Der Umbausatz passt auch – nach kleineren Anpassungen – in unseren neuen Dacia Dokker. Hier kommt das Dokker-Mobil …